Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Landessportbundes Thüringen am 19. November 2022 in der Landessportschule Bad Blankenburg standen die aktuellen Herausforderungen für den organisierten Sport. Außerdem haben die 87 anwesenden Delegierten die Mitglieder der ersten Ethik-Kommission des LSB Thüringen gewählt.
Die Dachorganisation des organisierten Thüringer Sports vereint zum Anfang des Jahres 2022 exakt 347.913 Mitglieder in 3.286 Vereinen. Die Bestandserhebung im Vorjahr verwies noch auf einen Stand von 350.130 Sportlerinnen und Sportlern in 3.342 Vereinen. Trotz eines erneuten Minus‘ scheint der Abwärtstrend während der Pandemie abzuflachen. „Die Mitgliederzahlen haben sich zumindest stabilisiert. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, blickt LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel auf die Corona-Pandemie, weiß aber auch, dass es Jahre benötigen wird, um dem entstandenen Bewegungsmangel und den steigenden Adipositas-Zahlen wieder entgegenzuwirken. „Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die schwierigen Situationen für den Thüringer Sport – Corona-Pandemie, Energiekrise und zur Unterbringung von Geflüchteten genutzte Turnhallen – gemeinsam mit der Unterstützung der Thüringer Landespolitik gemeistert werden können“, zog auch LSB-Präsident Prof. Dr. Stefan Hügel für 2022 eine positive Bilanz. Diese findet auch Eingang in die Ziel- und Leistungsvereinbarung mit dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, welche der LSB Thüringen im Herbst 2019 für den Zeitraum 2020 bis 2024 zur Weiterentwicklung des Sports abgeschlossen hat. Es gibt aber auch Themen, bei denen noch Entwicklungspotenzial bis 2024 besteht.
Umfangreiche Unterstützungen für den Thüringer Sport – Neustartbonus noch nicht ausgereizt
LSB-Präsident Hügel bedankte sich bei den Landtagsabgeordneten, die nach einigen Debatten bei der Haushaltsabstimmung den Neustartbonus und damit eine finanzielle Unterstützung der Thüringer Sportvereine auf den Weg gebracht hatten sowie beim anwesenden Thüringer Sportminister Helmut Holter für die Vielzahl von Unterstützungsleistungen für die Thüringer Sportvereine nach der Pandemie. Den Neustartbonus konnten im Jahr 2022 alle förderfähigen Sportvereine etwa für die Beschaffung von Sportmaterialien oder Honorare für Übungsleiter beantragen. Von den insgesamt zur Verfügung stehenden zwei Millionen Euro sind bisher 1,725 Millionen Euro abgerufen worden. Thüringer Sportvereine, die aufgrund eines noch fehlenden aktuellen Freistellungsbescheides noch keinen Antrag stellen konnten, können den Neustartbonus noch bis Ende des Jahres beantragen.
Weiterhin stellte das TMBJS für die gezielte Förderung des Kinder- und Jugendsports 500.000 Euro für 1.000 Maßnahmen im Sommer für Vereine zur Verfügung. Die Antragslage war sogar etwas höher. Aufgrund der hohen Resonanz verkündete LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel die Fortsetzung des Programms „Kinder in die Sportvereine – 500 Euro für 1.000 Maßnahmen” im Jahr 2023.
Erstmals konnten zudem Thüringer Sportvereine sowie Sportfachverbände sogenannte „Bewegungscoachs für Thüringen“ anstellen. Noch bis zum 31. Juli 2023 sind über das entsprechende Landesaktionsprogramm 13 Vollzeit- und Teilzeitstellen über einen Zeitraum von 15 Monaten durch das Sportministerium finanziert. Die Bewegungscoachs sollen Kinder für sportliche Aktivitäten im Verein motivieren, die Familien langfristig aktivieren und Kooperationen mit Kindergärten sowie Grund- und Gemeinschaftsschulen anstreben. Nun steht seitens des LSB die Verstetigung des Programms im Fokus, um nachhaltige Effekte zu etablieren. „Das alles sind Maßnahmen, die in den nächsten Jahren fortgeführt werden sollten“, weiß auch Sportminister Helmut Holter um die Wichtigkeit der Programme.
Zudem verabschiedeten die Delegierten einstimmig den Haushaltsplan 2023, wobei Hügel auf die Herausforderung der Dynamisierung bei der Beschaffung der Haushaltsmittel für den LSB verwies. „Es ist wichtig eine Verbindlichkeit bei der Ausstattung mit finanziellen Mitteln für den organisierten Sport zu erreichen.“ Basis der Finanzierung des LSB Thüringen sind weiterhin die Einnahmen über Lotto Thüringen entsprechend des Thüringer Glücksspielgesetzes in Höhe von 9,58 Millionen Euro. Dazu kommen unter anderem 7,9 Millionen Euro zweckgebundene Fördermittel aus Bund und Land.
Sportminister Holter verkündet Energie-Unterstützungsfonds in Höhe von sechs Millionen Euro
Die Energiekrise und ihre Folgen treffen alle Bereiche der Gesellschaft. Auch die Sportvereine sind bei vereinseigenen oder gepachteten Sportstätten mit massiven Preiserhöhungen konfrontiert. Insbesondere nach den herausfordernden Pandemiejahren mit teilweise erheblichen Mitglieder- und damit auch Einnahmeverlusten können diese Preissteigerungen existenzbedrohend sein. „Sport darf kein Luxus sein. Mitgliedsbeiträge müssen so gestaltet werden, dass alle Menschen Zugang haben. Unsere Gesellschaft braucht den organisierten Sport dringender denn je, um zu überleben. Er ist ein verbindendes Element in der Krise“, weiß der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, Torsten Burmester, und dankte ausdrücklich dem Thüringer Sport „als Leuchtturm in Sportdeutschland“.
Um diesen Status aufrechterhalten zu können, ist der LSB stetig im intensiven Austausch mit der Politik, um mögliche Unterstützungsleistungen für den Sport zu erbringen. So nahmen Vorstand und Präsident an verschiedenen Fraktionssitzungen teil, um sich für die Belange des Sports stark zu machen. Mit Erfolg, denn der Freistaat Thüringen hat einen Energie-Unterstützungsfonds in Höhe von insgesamt sechs Millionen Euro beschlossen. „Drei Millionen Euro sollen ein Heizkostenzuschuss für Kommunen sein, weitere drei Millionen Euro sind als Härtefallregelung für Thüringer Sportvereine mit vereinseigenen Sportstätten vorgesehen“, verkündete Sportminister Holter.
Für Kritik sorgt dagegen, dass beim Haushaltsentwurf der Thüringer Landesregierung die Mittel für die Sanierung vereinseigener Sportstätten trotz gestiegenen Investitionsbedarfes für das Jahr 2023 – beim LSB sind 75 Anträge mit einem Fördervolumen von insgesamt drei Millionen Euro eingegangen gekürzt werden sollen.
LSB startet Organisationsentwicklungsprozess zur künftigen strategischen Ausrichtung
Gemeinsam mit der DOSB Führungs-Akademie startete der LSB Thüringen im Herbst 2022 einen Organisationsentwicklungsprozess, um den organisierten Sport in Thüringen strategisch für die kommenden Jahre auszurichten. Zuvor wurden bereits gemeinsam das aktuelle Leitbild und das „Organisationsentwicklungskonzept 2020“ analysiert. So entstanden erste Handlungsfelder und Ziele, die künftig für die Entwicklung des organisierten Sports in Thüringen von besonderer Bedeutung sein werden.
In der Landessportschule wurden den Delegierten die Eckpfeiler durch die DOSB Führungs-Akademie vorgestellt. Um die Mitgliedsorganisationen einzubeziehen, ist im Frühjahr 2023 deren Beteiligung geplant. „Es ist wichtig die Interessen und Ziele der Sportfachverbände und Kreis- und Stadtsportbünde frühzeitig im Entwicklungsprozess mit zu berücksichtigen“, so LSB-Präsident Hügel. Das finale Grundsatzpapier soll schließlich die strategische und langfristige Ausrichtung des organisierten Sports für Thüringen beinhalten.
Erstmals Ethik-Kommission des LSB Thüringen gewählt
Sport steht für Fair Play, das Einhalten von Regeln und transparentem nachvollziehbaren Wettbewerb – Begriffe, die auch den Ansatz von guter Verbandsführung kennzeichnen. Die Grundsätze einer guten Verbandsführung lebt auch der LSB Thüringen, definiert in sogenannten Good-Governance-Regeln.
Die Überprüfung der Einhaltung obliegt nun erstmals einer unabhängigen Ethik-Kommission. Die zur Mitgliederversammlung neu gegründete Ethik-Kommission soll Präsidium und Vorstand beraten sowie Anhaltspunkte oder Hinweise auf Verstöße gegen die Good-Governance-Regelungen neutral untersuchen und beurteilen.
Zum Vorsitzenden der LSB-Ethik-Kommission wurde Prof. Dr. Hubertus Gersdorf, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht sowie Medienrecht an der Universität Leipzig, gewählt. Prof. Gersdorf veröffentlichte unter anderem im Januar 2021 ein Rechtsgutachten im Auftrag des DOSB, in dem er sich mit den verfassungsrechtlichen Anforderungen des Umgangs des DOSB und der Deutschen Sportjugend mit (rechts-)populistischen Parteien befasste. „Ich freue mich über die Wahl und die ehrenvolle Aufgabe, die Ethik-Kommission leiten zu dürfen. Sie hat die Aufgabe, die Werte des Sports zu hegen, zu pflegen und ggf. zu verteidigen. Hieran mitzuwirken, ist eine besonders ehrenvolle Aufgabe.“
Als weitere Mitglieder wurden gewählt: Kathrin Nordhaus (Interventionsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt Gera), Ariane Friedrich-Lange (Landeskriminalamt Thüringen/ ehemalige Leichtathletin) sowie Dr. Sigurd Hanke (Chefarzt/ ehemaliger Schwimmer).
Die Kommission wird in den nächsten Wochen ihre Arbeit aufnehmen.
Quelle: LSB Thüringen (Link zur PM)